Seit der Industrialisierung im frühen 19. Jahrhundert hat sich Deutschland von einer Industrie- zu einer Wissensgesellschaft entwickelt. Der wirtschaftliche Erfolg des Landes basiert zunehmend auf Wissen, Innovation und technologischer Entwicklung, anstatt auf traditionellen industriellen und materiellen Ressourcen. Im Jahr 2023 trug der Dienstleistungssektor etwa 70 % zum deutschen BIP bei, was die zentrale Rolle von Bildung in der deutschen Wirtschaft unterstreicht.
Eine Analyse der gestiegenen Kosten in arbeitsintensiven Sektoren wie Bildung, Gesundheit und Kultur zeigt, dass deren Produktivität nicht im gleichen Maße gestiegen ist wie in der Industrie. Trotz des kumulativen Wachstums der notwendigen Bildungsausgaben von 30,76 % in den letzten zehn Jahren betrug der tatsächliche Anstieg nur 12,5 %. Diese Diskrepanz verdeutlicht, dass Deutschlands Sparpolitik und mangelnde Investitionsbereitschaft während wirtschaftlicher Abschwünge die eigene wirtschaftliche Stabilität gefährden und die Nachhaltigkeit zukünftiger Generationen beeinträchtigen.
Zusätzlich zu den finanziellen Defiziten gibt es strukturelle Probleme im Bildungsbereich, darunter Lehrkräftemangel, fehlende Ressourcen für Fort- und Weiterbildungen, Bürokratisierung, Ökonomisierung der Bildung, unzureichende digitale Infrastruktur, mangelnde Persönlichkeitsbildung in Schulen, unzureichende frühkindliche Bildung und lückenhafte Inklusion. Diese Herausforderungen müssen adressiert werden, um eine hochwertige Bildung für alle sicherzustellen.
Das Resultat ist, dass alle Beteiligten mit der Ist-Situation unzufrieden sind. Denn neben den Lehrkräften belastet das aktuelle System auch Schüler*innen, die dem Leistungsdruck nicht standhalten können, was sich in Burn-out-Symptomen und Depressionen äußert. Sie können vom System nicht aufgefangen werden, da es entweder an fehlendem Personal oder an Zeit scheitert. Hinzu kommen noch Eltern, die durch utopische Vorstellungen und Unverständnis die Messlatte für ihre Kinder und die Lehrkräfte, viel zu hoch ansetzten.
Mit der Einführung der 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) im Jahr 2015 wurden die wichtigsten Problembereiche klar definiert. Dies war ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Allerdings beschränken sich diese Ziele hauptsächlich darauf, Probleme zu identifizieren und Lösungsempfehlungen zu geben. Es gibt keine einheitliche Strategie für die einzelnen SDGs. Für das Projekt bildet insbesondere das vierte SDG, das hochwertige Bildung zum Ziel hat, die grundlegende Basis.